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Früher begannen junge Leute mit dem Gitarrespielen, indem sie das Riff von Smoke On The Water und die Akkorde für das Traditional House Of The Rising Sun lernten. Wenn sie heute mit Instrumenten anfangen, lassen sie sich dazu gerne durch Lieder von Tocotronic anspornen. Über mehr als zwanzig Jahre haben diese Protagonisten ihre Band immer weiter getrieben. Mit den erstaunlichsten Ergebnissen. Wenn heute jemand Tocotronic kritisiert, wirkt das, als würde er sich mit dem Horizont anlegen. Die an Glanztaten und Überraschungen reiche Geschichte von Tocotronic findet nun ihre Fortsetzung mit einem weiteren Höhepunkt, einem wonnepoppigen Werk, in dem alles drinsteckt. Wirklich: alles. Kindheit, Jugend, Aufstand. Wahnsinn und Gefängnis. Kondenswasser, das auf die Selbsterkenntnis tropft, Plasma, das aus der Hand wächst. BMX-Räder, alte Freunde, eleganter Mut und wilde Gefahren. In zwölf Songs und einem Hidden Track behandeln Tocotronic drei zentrale Anliegen: Liebe, Erinnerung und noch mehr Liebe. Den Rahmen bildet das ganze Leben. Es beginnt mit einem Hinweis darauf, wo alles anfängt, nämlich im Heimatort Langeweile, den es zu verlassen gilt. Der Sänger kommt darauf, dass er das schafft, indem er den Erwachsenen mit Selbstbewusstsein begegnet: Wir spucken ihnen ins Gesicht. So wird er zum Rebel Boy, der anderen bei den zärtlichsten Gelegenheiten begegnen will, auch wenn es dort zum Slapstick kommen sollte: Unter deiner Decke fasst mich das Chaos an. Durch das Fenster des Schlafzimmers sieht er welche, die unter Spießbürgern Spießruten laufen. Von ihrem Anblick lässt er sich anregen, ein Pop-Künstler zu werden. Einer, der Pop-Thesen aufstellt: Es irrt sich jeder, der meint, dass man die Welt vom Müll befreien muss. Tocotronic sind in jedem Teil dieser Konzept-Story musikalische Könner, die mit den unterschiedlichsten Stilen jonglieren. Wenn sie wollen, klingen sie wie Depeche Mode. Wie Pavement, wenn sie schwelgen. Wie trotzige New Order. Wie aufgekratzte Aztec Camera. Oder wie die Stranglers, die sich mit den Smiths zusammentun, um Paint It Black von den Rolling Stones zu spielen. Mit ihren riesigen Fähigkeiten, mit schlafwandlerischer Sicherheit und nicht zuletzt durch die Arbeit des Produzenten Moses Schneider und des Sounddesigners Markus Ganter greifen Tocotronic mal eben in unsere Gegenwart ein. Sie verändern die Zeit. Etliche Dinge, die es noch gibt, wirken auf einmal, als hätte es sie mal gegeben. Darunter eine Musik, die in den letzten Jahren vielen Gelegenheit bot zu bekunden, wie viel Mühe es macht, mit sich selbst verheiratet zu sein. Diesen sogenannten Diskursrock verabschieden Tocotronic nun auf freundlichste Weise. Damit beginnt etwas Neues. Das rote Album schleudert uns dorthin, ins Offene, liebe Freundinnen und Freunde.
A1 Prolog
A2 Ich Öffne Mich
A3 Die Erwachsenen
B1 Rebel Boy
B2 Chaos
B3 Solidarität
C1 Spiralen
C2 Sie Irren
C3 Haft
C4 Zucker
D1 Jungfernfahrt
D2 Diese Nacht
D3 Date Mit Dirk (Hidden Track)